Bad Vilbel darf sich nicht auf dem Wohnungsbau vor 15 Jahren ausruhen

Wohnungsangebot zunehmend unausgewogen

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Christopher Mallmann, Sprecher für für Stadtentwicklung und Verkehr

Die Vilbeler Grünen nehmen das vom Regionalverband veröffentlichte Monitoring zum Anlass, die aktuelle Situation auf dem Vilbeler Wohnungsmarkt zu bewerten und auf die Herausforderungen hinzuweisen. Vor allem Dank der Entwicklung des Neubaugebiets Dortelweil-West um die Jahrhundertwende kann Bad Vilbel über die letzten 20 Jahre einen hohen durchschnittlichen Wohnungszuwachs ausweisen. Ansonsten fand in den letzten Jahren der Zuwachs vor allem durch Projekte statt, die Eigentumswohnungen schufen.

In anderen Segmenten ist die Bautätigkeit unzureichend, so dass zunehmend ein Ungleichgewicht am Vilbeler Wohnungsmarkt auftritt. So ist die Anzahl der geförderten Wohnungen mit sozialer Preisbindung seit 2000 von über 1200 auf unter 800 gefallen. In den nächsten Jahren werden weitere hunderte aus der Sozialbindung fallen. Doch die Stadt weigert sich, darauf angemessen zu reagieren. Es wird mit einem Kaskaden-Effekt argumentiert. Doch: „Der von der CDU dargestellte Kaskadeneffekt funktioniert nicht. Dies kann man leicht erleben, wenn man versucht in Bad Vilbel eine Wohnung zu Quadratmeterpreisen unter 8,50 Euro zu finden. Diese Angebote gibt es nahezu nicht.“ Sagt Jens Matthias, Fraktionsvorsitzender der Grünen.

Zu diesem Thema und den Aktivitäten der Stadt gibt es als Beruhigungspille seit Jahren die versprochene Errichtung von 60 Sozialwohnungen in Dortelweil-West, die aber auch nur einen geringen Ausgleich bedeuten würden. Bedenklich ist vor allem das geringe Angebot für Menschen mit mittleren Einkommen, die nur noch schwer oder gar keine bezahlbare Wohnung in Bad Vilbel finden. Der Anstieg der Mieten führt dazu, dass zunehmend Vilbeler, die eine andere Wohnung benötigen, sich Bad Vilbel nicht mehr leisten können. Städtische Maßnahmen wie die Bereitstellung  einer Wohnung, die von Erzieher*innen der Stadt als WG genutzt werden kann, unterstreicht die angespannte Wohnraumsituation. Solch ein Angebot ist nicht ausreichend, um Erzieher*innen dauerhaft an Bad Vilbel zu binden.

„In einer Immobilienblase wird der Markt vor allem Eigentumswohnungen produzieren. Genau das geschieht in Bad Vilbel.“ so Christopher Mallmann, Sprecher der Grünen für Stadtentwicklung. „Der Bedarf an Mietwohnungen wird unzureichend gedeckt. Die Folge sind steigende Mieten, was wir seit 2015 verstärkt beobachten können.“ Damit private Investoren oder die Wohngenossenschaft günstige Mietwohnungen schaffen, ist es nötig, dass die Stadt dafür wieder entsprechend günstige Flächen zur Verfügung stellt. Die Vilbeler Grünen wollen, dass dabei eine gute soziale Durchmischung bei den Bewohner*innen ermöglicht wird und nicht nur Bürger*innen einer Einkommensgruppe räumlich konzentriert werden.

„Unser Vorschlag ist, Flächen im Quellenpark (im Bereich, der an die Einkaufsmärkte anschließt) für Mietwohnungsbau anzubieten, wobei alle Bewerber die Verpflichtung eingehen, 30% des Wohnraums für Bezieher mittlerer Einkommen vorzuhalten.“ führt Mallmann weiter aus.

In 2013 wurde von CDU und FDP ein Antrag abgelehnt, ein Konzept zu entwickeln, das die Schaffung von Wohnraum für solche Mieter zum Ziel hat. Die aktuelle Mietentwicklung macht ein solches Konzept noch dringlicher. Sein Fehlen trägt zu der ungesunden Entwicklung der Mieten über die letzten Jahre bei. Die Landesregierung hat die Zeichen der Zeit erkannt und stellt einen Strauß von Förderansätzen zur Verfügung. Es ist in Bad Vilbel an der Zeit, sich damit auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu ergreifen.

Das Monitoring des Regionalverbands geht für 2030 von 34.900 Einwohnern in Bad Vilbel und einem Bedarf von 1800 zusätzlichen Wohnungen aus. Bad Vilbel im Kern des Ballungsraum Rhein-Main profitiert vielfältig von seiner Lage und muss sich auf höhere Zuzugszahlen einrichten. Dabei halten die Grünen den Anstieg für deutlich zu gering angenommen. Grünen-Vorsitzender Clemens Breest erneuert die Forderung aus dem Grünen Programm: „Bad Vilbel muss sich damit auseinandersetzen, wie es in 20 oder 30 Jahren mit voraussichtlich mehr als 40.000 Einwohnern aussehen soll: Welche Maßnahmen müssen wir heute ergreifen, damit ein gutes Zusammenleben unter diesen Anforderungen morgen noch gelingt.“

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