Ehrenamt braucht Hauptamt

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von inks: KordulaSchulz-Asche (MdB) Clemens Breest (Bürgermeisterkandidat) Marcus Bocklet (MdL)

2016-02-12_Ehrenamt_aufwerten_Schulz-Asche_Breest_Bocklet_aBei der Informationsveranstaltung „Ehrenamt aufwerten“ berichtete die Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche und der Landtagsabgeordnete Markus Bocklet über aktuelle Herausforderungen und politische Initiativen zum Ehrenamt. Clemens Breest, grüner Bürgermeisterkandidat, schilderte Bedürfnisse aus eigenen Erfahrungen als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer. Das ehrenamtliche Engagement angesichts der vielen Flüchtlinge nahm dann auch einen Schwerpunkt in der Diskussion ein. Breest hielt an dem Abend fest: „Die Politik vor Ort darf sich auf dem Engagement der Ehrenamtler nicht ausruhen! Helfer brauchen Hilfe, damit sie auf Dauer ihren Dienst leisten können.“ Kurzum: Ehrenamt braucht Hauptamt

Kordula Schulz-Asche, in der grünen Bundestagsfraktion Sprecherin für bürgerschaftliches Engagement, berichtete, wie noch Mitte des letzten Jahres das Thema bürgerschaftliches Engagement niemanden groß interessierte. Mit den vielen Flüchtlingen zeigte sich in Deutschland landesweit ein erstaunlich breites Engagement der BürgerInnen. Ganze 8 Millionen Menschen umfasst diese Bewegung, die für eine unkomplizierte und herzliche Willkommenskultur steht. Bemerkenswert ist dabei, dass vor allem Bevölkerungsgruppen aktiv sind, die in der klassischen Vereinswelt unterrepräsentiert sind: junge Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund. In dem Zusammenspiel mit hauptamtlichen HelferInnen und den sozialen Verbänden zeigten sich schnell Schwierigkeiten. Reagieren die ehrenamtlichen HelferInnen oft sehr spontan und kreativ auf die Flüchtlingsherausforderungen, erscheinen die Verbände mit hauptamtlichen Kräften oft sehr behäbig und verkrustet. Kordula Schulz-Asche weist aber auf die Notwendigkeit der Ehrenamtlichen HelferInnen hin: „Die ehrenamtlichen Dienste könnten nie durch staatlich finanzierte Maßnahmen ersetzt werden. Umso wichtiger ist es, die Ehrenamtler in ihrem Dienst dauerhaft zu unterstützen.“ Dies soll durch eine möglichst bundesweit einheitlich geregelte Anerkennungspolitik und Angebote zur Weiterbildung für Ehrenamtler ermöglicht werden.

Markus Bocklet, sozialpolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion in Wiesbaden, berichtete ausführlich über den „Aktionsplan zur Integration von Flüchtlingen und Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Hessen ist das einzige Bundesland, das einen derart umfangreichen Aktionsplan beschlossen hat und dafür 1,3 Milliarden Euro bereitstellt. Allein um die ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen werden zwei Millionen Euro investiert. Dies sind vor allem Fördergelder zu Einrichtung von hauptamtlichen Stellen, die als Koordinatoren und Ansprechstellen für Ehrenamtler fungieren sollen. Marcus Bocklet machte dabei deutlich: „Die Antwort auf das große Engagement der Bevölkerung darf nicht der übliche Parteienstreit sein, wie wir ihn gerade in Berlin erleben. Die Herausforderungen der Flüchtlingsintegration können nur alle staatlichen Ebenen gemeinsam einlösen.

Hier setzt Clemens Breest ein, der die Stadt Bad Vilbel in der Pflicht sieht, die vom Land und Kreis bereitgestellten Mittel abzurufen und entsprechende Förderstrukturen in der Verwaltung aufzubauen. „Wir brauchen eine volle Stelle für das breite ehrenamtliche Engagement in der Stadt. Diese Stelle muss kompetent besetzt werden, damit sie zum einen die bisherigen VerwaltungsmitarbeiterInnen entlastet und gezielt Ehrenamtler unterstützen kann. Und ich möchte eine verstärkte Anerkennungskultur den vielen ehrenamtlich Engagierten gegenüber etablieren.“ Hier verweist Breest auf das grüne Wahlprogramm, wo ein wiederbelebter Danke-Tag zugunsten der Ehrenamtler etwa mit einem eigenen Programm in der Burg gefordert wird. „Für die Ehrenamtler muss unmissverständlich deutlich werden, dass die Stadtpolitik hinter ihnen steht und ihr Engagement nach Kräften unterstützt.“, skizziert Breest seine Vorstellung als Bürgermeister.